Therapie des Sinus pilonidalis (Steißbeinfistel):

Wir orientieren wir uns auch bei der Therapie des Sinus pilonidalis (Steißbeinfistel) an den akuellen wissenschaftlichen Leitlinien. Die von uns favorisierten Operationsverfahren beim Sinus pilonidalis sind seit Jahrzehnten bekannt, haben aber erst in den letzten Jahren eine Renaissance erlebt.

Diese Verfahren erlauben es, eine für den Patienten äußerst lästige Erkrankung stadiengerecht und mit hoher Sicherheit zu behandeln. Langwierige Wundbehandlungen und wochenlange Zeiten der Arbeitsunfähigkeit sind praktisch nicht zu erwarten. Wir haben eine große Erfahrung in der Behandlung der Steißbeinfistel und insbesondere in den operativen Verfahren des „Pit-Pickings“ und der „OP-Methode nach Karydakis“.

Akutstadium: Sinus pilonidalis mit Abszess (Steißbeinabszess)

Wie wird im Akutstadium eines Sinus pilonidalis operiert?

Im Falle eines Sinus pilonidalis (Steißbeinfistel) mit Abszess sollte dieser durch einen kleinen Schnitt neben der Gesäßfalte von etwa 2 cm eröffnet werden, so dass der Eiter abfließen kann. Diese Operation einer Steißbeinfistel kann abhängig vom Befund in lokaler Betäubung erfolgen; nicht selten ist jedoch eine Operation in Narkose erforderlich. Wichtig ist, dass tatsächlich nur ein kleiner Schnitt erfolgt.

Wie erfolgt die Nachbehandlung nach Operation eines Sinus pilonidalis
mit Abszess?

Die Wunde nach Operation einer abszedierten Steißbeinfistel heilt innerhalb von etwa 2–3 Wochen ab. Dabei ist nur eine selbständig durchführbare lokale Wundbehandlung mit dem Ausduschen oder Ausspülen der Wunde erforderlich. Anschließend sollte eine Kontrolle erfolgen, ob sich Fisteln (sog. „Pits“) gebildet haben bzw. noch nachweisbar sind. In diesem Fall kann eine Folgeeingriff erforderlich sein –>. Früher auch im akuten Stadium durchgeführte ausgedehnte Ausschneidungen des gesamten Fistelareals sind nicht zu empfehlen.

Chronisches Stadium: Sinus pilonidalis mit Fisteln in der Gesäßfalte

Zur Entfernung der Fistelgänge beim Sinus pilonidalis werden mehrere Verfahren angewandt. Die Wahl der Operationsmethode hängt zum Einen von der Ausdehnung des Befundes der Steißbeinfisteln ab. Bei kleineren Befunden ist oft eine sparsame Ausschneidung der Fisteln ausreichend –>. Zum Anderen ist es wichtig, ob es sich um ein Rezidiv, also eine nach einer früheren Behandlung erneut aufgetretene Fistelung handelt. Dann ist meistens ein plastisches Verfahren erforderlich –>.

Operation eines Sinus pilonidalis durch sog. „Pit-Picking“

Was bedeutet „Pit-Picking“?

Bei dieser Methode zur Behandlung eines Sinus pilonidalis handelt es sich um ein sog. „minimal-invasives“ Verfahren. Dabei werden die Steißbeinfisteln („Pits“) nur ganz knapp und oberflächlich ausgeschnitten. Damit das Wundsekret abfließen kann, muss ein ca. 1,5 cm kleiner Schnitt neben der Gefäßfalte erfolgen. Diese Operation der Steißbeinfistel kann in den meisten Fällen ambulant in lokaler Betäubung erfolgen. Eine Operation in Narkose ist jedoch auch möglich.

Wie erfolgt die Nachbehandlung nach Operation eines Sinus pilonidalis
mittels „Pit-Picking“?

Nach der Operation eines Sinus pilonidalis mittels „Pit-Picking“ der Steißbeinfisteln besteht praktisch keine Einschränkung der Alltagsaktivität. Eine besondere Wundbehandlung oder tamponierende Verbände sind nicht erforderlich. Das selbständige Ausduschen der Wunde und die Vorlage einer Saugkompresse, um die Unterwäsche sauber zu halten, reichen aus. Die Wunde heilt innerhalb von ca. 3 Wochen aus.

Für welche Patienten mit Steißbeinfistel eignet sich die Methode des „Pit-Pickings“ ?

Ein Großteil der von einem Sinus pilonidalis Betroffenen kann mit diesem Verfahren operiert werden. Eine Heilung des Sinus pilonidalis ist bei etwa 80% der Patienten zu erwarten. Bei weiblichen Patientinnen mit Steißbeinfistel ist die Heilungsrate insgesamt deutlich höher. Eine etwas schlechtere Abheilungstendenz besteht bei männlichen Betroffenen sowie bei Rauchern und Übergewicht. Sollte eine Abheilung auch nach 4 Wochen nicht erfolgt sein, so ist ggfs. ist dann ein anderes Operationsverfahren erforderlich.

Behandlung eines Sinus pilonidalis mit der „Verschiebelappenplastik nach Karydakis“

Für welche Patienten mit Sinus pilonidalis ist eine Operation nach Karydakis zu empfehlen?

Bei ausgedehnten oder wiederaufgetretenen Fistelsystemen („Rezidiv“) ist eine nur lokale Behandlung des Sinus pilonidalis wie z.B. mittels „Pit-Picking“ nicht ausreichend. Wir operieren die Steißbeinfistel dann in der Technik nach Karydakis. Diese Operation erfordert einen stationären Aufenthalt von 3-4 Tagen. Dabei wird das Fistelsystem ausgeschnitten und der entstandene Defekt mittels einer sog. Verschiebelappenplastik verschlossen. 

Wie erfolgt die Operation einer Steißbeinfistel nach Karydakis? 

Beim Sinus pilonidalis handelt es sich um eine Erkrankung der oberen Hautschichten. Die Fisteln müssen daher nur relativ oberflächlich ausgeschnitten. Bei vielen alternativen OP-Techniken zur Behandlung der Steißbeinfistel entstehen aufgrund sehr tiefer Schnitte sehr tiefe Höhlen, die schlecht abheilen. Wichtig bei der Technik nach Karydakis ist, dass die Haut und somit die Naht seitlich der Mittellinie verlagert werden (sog. „plastischer Verschiebelappen“). Auch eine gewisse Abflachung der Gesäßfalte wird angestrebt. Damit wird eine Ursache der Entstehung der Steißbeinfistel behoben.

Wie erfolgt die Nachbehandlung nach Operation eines Sinus pilonidalis mittels plastischer Operation nach Karydakis?

Die Operationstechnik einer Steißbeinfistel nach Karydakis hat  eine hohe Erfolgsquote. Das Nahtmaterial wird nach 10–14 Tagen entfernt. Sitzen und auf dem Rücken liegen sind schmerzabhängig meist nach wenigen Tagen wieder möglich. Bei etwa 10% der Patienten kann es zu einer Störung der Wundheilung kommen, die unter ärztlicher Behandlung abheilen und den erfolg der Operation nicht beeinträchtigen.

Wie ist der weitere Verlauf? Kann wieder ein Sinus pilonidalis entstehen?

Erneute Steißbeinfisteln (Rezidiv eines Sinus pilonidalis) entstehen nur bei weniger als 5% der Patienten. Ein großer Vorteil der OP-Methode nach Karydakis gegenüber einer alleinigen ausgedehnten Ausschneidung der Steißbeinfisteln mit Offenlassen der Wunde besteht in der frühen Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit: bei ungestörtem Verlauf nach etwa 3 Wochen gegenüber oft 3–6 Monaten Arbeitsunfähigkeit bei offenen Verfahren.